„Selbstmedikation ist eine zentrale Säule.“

Das lässt sich gut anhand von zwei Fakten illustrieren: Schon heute werden jedes Jahr europaweit 1,2 Milliarden Fälle von leichten Beschwerden mit rezeptfreien Medikamenten selbst behandelt, hat die Association of the European Self-Care Industry (AESGP) ermittelt.[1] Und in Deutschland spart ein Euro, der für rezeptfreie Arzneimittel ausgegeben wird, dem Gesundheitssystem und der Volkswirtschaft rund 29,74 Euro.[2] Sei es, um eine verstopfte Nase, Allergiesymptome, Kopfschmerzen oder eine Verstopfung selbstständig zu behandeln. Von möglichen Entlastungen für die Arztpraxen hierzulande gar nicht zu sprechen. Viele kommen nicht hinterher, weil es ihnen unter anderem an medizinischem Fachpersonal fehlt – lange Wartezeiten für Patient:innen sind die Folge. Man darf also davon ausgehen, dass das System ohne die eigenverantwortliche Selbstmedikation noch stärker unter Druck stehen würde – denn entfiele sie, wären auf einen Schlag mehr als 60.000 zusätzliche ärztliche Vollzeitkräfte erforderlich.[3]/[4]

Es führt kein Weg daran vorbei, den Zugang zu rezeptfreien Medikamenten nicht nur sicherzustellen und die Selbstmedikation als zentrale Säule im Gesundheitssystem aufrechtzuerhalten, sondern diese noch weiter zu stärken. Dazu ist es zum einen erforderlich, die Eigenverantwortung der Verbraucher:innen weiter auszubauen, damit diese rezeptfreie Arzneimittel anwenden können, um das eigene gesundheitliche Wohlbefinden wieder herzustellen.

Zum anderen gilt es, die Rolle der Apotheken als vertrauenswürdige und kompetente Quelle für professionelle Beratung zu festigen, um die Arztpraxen zu entlasten. Dass und wie gut das funktionieren kann, belegt unsere aktuelle Umfrage[5] zur eigenverantwortlichen Selbstmedikation: Viele Verbraucher:innen wissen, wie wichtig Apotheken für die fachkundige, individuelle Beratung und für die gesundheitliche Aufklärung sind. Nahezu jeder zweite Befragte hat im vergangenen Jahr in einer Apotheke um Rat gefragt, obwohl eine ärztliche Beratung aus eigener Sicht angebracht gewesen wäre. 40 Prozent sagen, sie wenden sich in Gesundheitsfragen üblicherweise an eine Apotheke. Die zuverlässige, unkomplizierte Gesundheitsberatung in der Apotheke entlastet unser Gesundheitssystem also schon heute – ebenso wie deren Teilnahme an Kampagnen zur Gesundheitsförderung.

Ja, auch danach haben wir gefragt. 84 Prozent der Verbraucher:innen trauen sich zu, leichte Beschwerden selbst zu behandeln. Diejenigen die bei leichten Beschwerden eine Apotheke aufsuchen, sagen rund zur Hälfte, sie wüssten selbst was zu tun sei. Etwas mehr als ein Drittel wollten ihrem Arzt oder ihrer Ärztin sogar Zeit sparen.[6] Im Gegenzug würden mehr als ein Drittel der Befragten bei leichten Beschwerden eine Praxis aufsuchen, um sich abzusichern; zwei von zehn, um sich bei der Auswahl oder Dosierung von Medikamenten beraten zu lassen.[7]

Sie müssten erheblich mehr Patient:innen mit leichten Beschwerden betreuen, wenn die eigenverantwortliche Selbstmedikation entfiele. Auch das bestätigt unsere Befragung. Danach würden 49 Prozent der Verbraucher:innen einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen, um ein Rezept für ein nicht länger rezeptfrei erhältliches Medikament zu erhalten. Mindestens genauso beunruhigend: Die verbleibenden 51 Prozent würden im Falle einer Einschränkung gänzlich auf eine wirksame medizinische Behandlung verzichten.[8]

Es gibt verschiedene Stellschrauben. Zum Beispiel, indem wir die Vielfalt an rezeptfreien Arzneimitteln erweitern, etwa durch effizientere Regelungen bei der Zulassung. Indem wir die Rolle der Apotheken stärken, um einen niedrigschwelligen Zugang zu wirksamen Therapien und individueller Beratung sicherzustellen und sie als Quelle primärer Gesundheitsversorgung zu etablieren. Indem wir die Beteiligten im Gesundheitswesen in ihrem gesetzlichen Auftrag unterstützen. Und indem wir die Gesundheitskompetenz der Verbraucher:innen weiterentwickeln. Das entspricht auch der Überzeugung, die wir als Unternehmen vertreten: Wir wollen Menschen dazu befähigen, unterstützen und ermutigen, ihre Gesundheit selbst in die Hand zu nehmen.

Unser Purpose beschreibt die Idee, dass es jeden Tag für jeden von uns unzählige Möglichkeiten gibt, die eigene Gesundheit und das eigene Wohlbefinden positiv zu beeinflussen. Davon habe nicht nur ich selbst ganz persönlich etwas, sondern auch das gesamte Gesundheitssystem – und damit profitieren letztendlich wir alle. So verstanden ist „Self Care“ ein wesentlicher Teil eines modernen, zukunftsfähigen Gesundheitssystems. Und um die Zukunftsfähigkeit unserer Gesundheitssysteme gewährleisten zu können, kann sich jeder von uns einbringen, damit wir gemeinsam die Herausforderungen meistern können.